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Seyyit Bozdoðan an der Staffelei

Wenn Seyyit Bozdoðan an der Staffelei steht, scheinen ihm eine leidenschaftliche
Mallust und ein analytischer Geist gemeinsam die Hand zu führen.

Seine jüngeren Arbeiten haben das Zusammenspiel von Abstraktion und Figuration,
von Mikrokosmos und Gesamtkomposition noch weiter zu schlüssigen Bildeinheiten konzentriert.

Die Erde, ihre Oberflächen, Schollen und Tiefen, Lichtfülle und Farbklang,
zumal in Erinnerung an seine anatolische Heimat, sind nicht verklungen,
sondern leben facettenreich in den - gerne hochformatig orientierten - Strukturen weiter.

Seine Kunst bewegt sich zwischen stimmungsvoll arrangierter Figürlichkeit, zwischen
beschriebenen Situationen und Gestalten, zwischen Veränderung auf der einen und
zunehmender Abstraktion, wichtiger gewordenen Formprozessen auf der anderen Seite.

Ein auffallendes Stil-Merkmal sind die "Fenster" in seinen Bildern, die durch andersartige
Farbigkeit in der Regel vom Grund abgehoben sind und durch ihre Rahmung den bewussten
Ausschnitt deutlich markieren.

In zahlreichem Werken bleibt der Bildgegenstand noch erkennbar, muss aber aufgrund dieser
Überlagerungen gesucht werden. Das führt zu einem präziseren Durchsehen und Lesen der Bilder.
Bei fortgeschrittenem Grade der Abstraktion, bei dem das Bild aus einzelnen Farbsegmenten
und Materialabdrucken besteht, wird alleine durch die andere Farbbehandlung und Pinselführung
sowie durch minimale Raumandeutungen der figürliche Kontext erhalten.

Diese spannenden Bilder wirken wie mehrmals durch Spiegel gebrochene Sichtweisen.
Dadurch gewinnen diese farblich und formal sehr ausgewogenen Werke eine Position zwischen
Traum und Beobachtungen.

 

Prof. Dr. Zehnder

Direktor des Landesmuseums Bonn

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